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Michael Kunczik: Gewalt und Medien
Michael Kunczik: "Gewalt und Medien"

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Der Abweichler als aktiver Teilnehmer im Wirkungsprozeß des Labeling

von Thomas Siebe © 1996

0. Einführung und Thema

Labelingansätze haben bislang den Abweichler vornehmlich als Objekt des Ettikettierungsmechanismus betrachtet und der Delinquentenperspektive weniger Beachtung geschenkt. Einzig die mögliche Reaktion des Abweichlers auf den Label, nämlich sekundäre Devianz und Ausbildung einer devianten Identität, stand im Mittelpunkt der Untersuchungen. Das lineare Konzept der Wirkung des Labels ähnelt jedoch verblüffend den stimulus-response-Ansätzen der Anfangstage der Medienwirkungsforschung, die mit ihrer Annahme passiver, automatenhaft reagierender Rezipienten von der heutigen Forschung als "Kanonentheorie der Kommunikation" (MERTEN, GIEGLER, UHR 1992:18) verworfen wird. Plausibler und adäquater - auch für den labeling approach - sind offensichtlich Annahmen, die auch die Aktivität der Rezipienten bzw. der Abweichler berücksichtigen. Der Labelingprozeß wird als ein grundsätzlich transaktionales {Siehe FRÜH 1993} Wirkungsgefüge verstanden, in dem einerseits der Abweichler Effekten der Umwelt ausgesetzt ist, andererseits der Abweichler aber von seiner Selektivität her mehr oder weniger wirkungsresistent bzw. -anfällig ist, z.B. seine Medien (signifikante Akteure) selbst wählt.
Ein Grund für die Vernachlässigung der aktiven Delinquentenrolle mag neben der traditionellen Normsetzungs- und Reaktionsfixierung das Fehlen oder die fehlende Systematisierung einer mit dem gesamten Ansatz konsistenten Handlungsregel gewesen sein, die die Wirkung des Etiketts, den Umgang des Abweichlers mit dem Label und die mögliche Veränderung der Identität erklärte. Eine derartige Handlungsregel müßte auch erklären, warum die Reaktion der Umwelt einmal in sekundärer Devianz und eventuell einer devianten Identität des Abweichlers resultiert, in einem anderen Fall aber dem Devianten selbst der Ausstieg aus dem Mechanismus gelingt.
Als eine plausible Handlungsregel bietet sich - wie überhaupt für den gesamten Labelingprozeß - die Adaption einer modernen, konstruktivistisch geprägten Variante der rational choice an, wie sie namentlich Hartmut ESSER vertritt.
Voraussetzung für die Implementation des genannten Modells ist aber zunächst ein Blick auf den Stellenwert der aktiven Rolle des Abweichlers innerhalb des Labelingprozesses. Auf diese Aktivität des Gelabelten soll sich der Blick in dieser Arbeit richten.
Betroffen davon sind die Sequenzen im Mechanismus, in denen der Deviante direkten Einfluß ausüben kann, indem er mit dem Label umgeht, sich eventuell resultierenden Handlungsbeschränkungen anpaßt und sowohl Status- als auch Identitätsmanagement betreibt.
Beginnen will ich im ersten Teil mit einer kurzen Erläuterung der Grundannahmen, von denen ich ausgehe. Das betrifft zum einen die rational choice, zum anderen die besondere Sichtweise des labeling approach, wie sie hier vertreten wird.
Im weiteren Verlauf unterscheide ich zwischen "objektiven" und "subjektiven" Effekten des labeling: Nach einer kurzen Skizze objektiver Effekte soll im dritten Teil der Umgang des Devianten mit dem Label und damit verbundene Implikationen problematisiert werden.
Im dritten Teil der Arbeit werde ich mich dann mit den "subjektiven" Effekten - besonders assoziiert mit dem reflected appraisal-Prozeß und Veränderungen des Selbstkonzepts - auseinandersetzen und auch Ergänzungen vorschlagen, die diesem Teil des Labelingmechanismus größere Plausibilität verleihen könnten.
Abschließend folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse.

1. Grundannahmen der Rational Choice und des Labeling Approach

In dieser Arbeit wird das Individuum als ein sich grundsätzlich selbst organisierender Akteur begriffen, der - sobald er in der Kindheitsentwicklung ein bestimmtes Maß an Autonomie erreicht hat - beginnt, seine Beziehungen zur Umwelt und seine Wahrnehmungen selbst zu selegieren, seinen Nutzen subjektiv selbst zu bestimmen und zielgerichtet bzw. nutzenorientiert in die Umwelt hineinzuoperieren.
Das heißt nicht, daß die Umwelt keinen Einfluß auf Entwicklung, Identität und Handeln des Individuums hat. Es erscheint nützlich, hier ein Zitat von M. FELSON einzufügen: "People make choices, but they can not choose the choices available to them" ( 1985 : 119). Individuen sind demnach durch allerlei constraints begrenzt, die einerseits aus physikalischen Randbedingungen erwachsen, andererseits aber auch den Interaktionen und dem Individuum selbst zuzuschreiben sind. Wie aber Akteure mit diesen constraints umgehen, ist nur auf Basis der Wahrnehmungen, Bewertungen und Entscheidungen, also der Autonomie der Individuen selbst zu begreifen. Die beiden zentralen Begriffe der rational choice heißen choices und constraints. Vor dem Hintergrund dieser Begriffe sind sowohl Handlung wie soziale Reaktion sowie die einander nicht ausschließenden Phänomene labeling und deterrence zu begreifen.

1.1. Rational Choice - Annahmen

Für die Anwendung einer interaktionistisch geprägten rational choice -Theorie kommt vor allem der Zugriff auf die Ideen von Hartmut ESSER (1990,1991,1993) in Frage, die sich in vielerlei Hinsicht den Thesen von Jerold HEISS (1981), einem Interaktionisten der Iowa School, annähern. Ohne an diesem Ort nun die Antinomie nature or nuture auszudiskutieren, kann man doch folgende Gemeinsamkeiten konstatieren:
Menschen sind rationale, nutzenorientierte Geschöpfe, die ihre Wahrnehmungen, ihr Denken und Handeln - aufgrund begrenzter Informationsverarbeitungskapazität, dem Zwang zur Reduktion von Komplexität und begrenzter Zeitressourcen - möglichst ökonomisch bezüglich des Kosten/Nutzenverhältnisses organisieren. Sie sind eher aktive und bewußte denn passive, unbewußte Teilnehmer am sozialen Leben, daß eine Voraussetzung für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit darstellt. Das folgende Zitat könnte auch von ESSER stammen: "A key underpinning of interactionist theory is the belief that people have particular purposes or goals in mind when they interact, and that they act in ways they believe will lead to the achievement of those goals. Behavior is chosen on the basis of an evaluation of probable outcomes." (HEISS 1981:13).
Ein vollständiger Entscheidungsprozeß würde in drei Phasen verlaufen: Erstens dem framing als selektiver Kognition der Situation, zweitens der subjektiven Evaluation der antizipierten Konsequenzen von Handlungsalternativen und drittens der Auswahl einer befriedigenden Alternative. In der sozialen Realität wird dieser Prozeß jedoch gerade aus ökonomischen Gründen relativ selten beschritten: Oft scheinen Evaluation und Selektion, ja sogar das framing zugunsten von "Abkürzungen" (vgl. ESSER 1990) wegzufallen, weil subjektiv adäquate Programme z.B. der Bewertung einer Handlung bezüglich des subjektiv zu erwartenden Nutzens bereits gespeichert sind. Diese Abkürzungen betreffen meistens Situationen, deren Sinn bzw. Ziel institutionalisiert sind, wobei ein cue als symbolischer Schlüssel für kognitive Repräsentationen das Programm, bestehend aus Situationsdefinition, Zuordnung und Selektion einer Handlung, auslöst. Solange solche Programme funktionieren, werden sie in der Regel selten hinterfragt. Ähnlich wie bei Evaluationen nach "Daumenregeln" reicht für die Programme eine befriedigende Anpassung an die Situation bzw. den Zweck im Sinne des satisficing (SIMON 1955). Diese Programme oder Handlungsroutinen {Sehr häufig handelt es sich bei den Programmen eigentlich nur um Routinen, also häufig vorkommende Handlungsabläufe, gängige Bewertungen und Alltagssituationen, die blitzschnell - weil vielseitig verwendbar - und mehr oder weniger kreativ zusammengesetzt werden.} können aber jederzeit zur Disposition stehen und ihre Anwendung ist letztlich Teil einer rationalen Wahl.
Zentraler Punkt der Theorie - wie auch bei den Interaktionisten (Vgl. HEISS 1981:3) - ist die Wahrnehmung, deren Fokus bzw. Selektivität sich sowohl aus den verfolgten Zielen als auch früheren Erfahrungen, gewissermaßen Routinen im Lernen, herleitet. Das Verständnis von Kosten und Nutzen zwischen Interaktionismus und rational choice hat sich ebenfalls angenähert:
"Interactionists also assume that there are many kinds of rewards and costs. Rewards are not limited to the "pleasures of the flesh" and costs are not limited to physical punishments." (HEISS 1981:14). Wenn z.B. Routinen in ihrer Effizienz, also ihrem Nutzen nachlassen, kann das einerseits von außen, z.B. durch Veränderung der physikalischen Umwelt herbeigeführt werden, es kann aber auch interne Ursachen bei gleichbleibenden äußeren Randbedingungen haben, wenn z.B. die Wahrnehmung sich in ihrer Selektivität verändert. Mit dieser Annahme wird der Findigkeit und Kreativität von Menschen Rechnung getragen. So werden nicht nur Verhalten, sondern auch verhaltens- und wahrnehmungssteuernde kognitive Strukturen den Situationen, Lebenslagen und den Basishypothesen, die das Individuum über sich selbst hat, angepasst.

1.2. Labeling Approach - Annahmen

Veränderungen der Umwelt einerseits und des Individuums andererseits spielen im stark interaktionistisch geprägten labeling approach eine zentrale Rolle zur Erklärung von Devianz. In den Kommunikationswissenschaften ist der Begriff der Wirkung relativ übereinstimmend definiert als Veränderung mentaler Bestände und der daraus gegebenenfalls abzuleitenden Veränderungen im Verhalten eines Rezipienten unter dem Einfluß von Kommunikation (Vgl. SCHENK 1987:39ff.). So gesehen muß man den Labelingmechanismus als einen Wirkungsprozeß verstehen.
Die Veränderungen werden im labeling approach insbesondere in der Entwicklung einer devianten Identität gesehen, die die Basis einer abweichenden Karriere darstellt. Ursache dafür ist die soziale Reaktion, deren bloße Antizipation bereits den einen Akteur mittels deterrence kontrolliert, während sie dem anderen Individuum einen devianten Label verpasst und ihn in den "Labelingkorridor" schickt. In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, daß deterrence und labeling keineswegs Widersprüche oder einander ausschließende Phänomene sind, daß also soziale Reaktion bzw. Sanktion sowohl abschrecken als auch labeln können, bzw. beides oder keines von beidem. Das Problem dabei ist, in der sozialen Realität Regelmäßigkeiten vorzufinden, unter denen die eine oder andere Wirkung auftritt. Derartige Regeln können aber nur formuliert werden, wenn sowohl für den Akteur als auch für seine Umwelt, für den gesamten Labelingkorridor überhaupt eine einheitliche Handlungsregel, also die Theorie der rationalen Wahl, angenommen und systematisiert wird.
Der Abschreckungseffekt wird z.B. nicht nur durch die beim Individuum antizipierte soziale Reaktion, sondern auch durch den Ausstieg aus der Devianz und aus dem Labelingmechanismus gekennzeichnet. Abschreckung soll in diesem Fall auch heißen: Labeling wirkt in diesem spezifischen Fall (subjektiv) nicht, eine Identitätstransformation findet (subjektiv) nicht statt.
Der Labelingmechanismus wird in seinen Sequenzen als transaktional begriffen: Allein die Antizipation sozialer Reaktion kann bereits zur Labelingwirkung bei Individuen führen (self-labeling), umgekehrt kann eine soziale Reaktion bereits bei Antizipation von Devianz initiiert werden. Sowohl Umwelt als auch Akteur können sich im Laufe des Mechanismus ebenfalls bereits in der Antizipation der Wirkung beim Widerpart verändern, während sie sozusagen selbst Ursache einer Wirkung sind. In der besonderen Sequenz der Identitätstransformation spielen diese Transaktionen eine bedeutende Rolle für den Gelabelten und die Agenten.
Das Problem eines transaktionalen Verständnisses liegt in der Tatsache, daß Ursachen sich bereits verändern, während sie noch wirken. Im besonderen Fall des Labeling, daß als Wirkungsprozeß verstanden werden muß, könnte bereits die Antizipation einer Wirkung z.B. auf den Abweichler bei Agenten Folgen für ihr Handeln haben. Ebenso könnte die Antizipation von Umwelthandeln beim Abweichler Wirkung zeigen. Somit steht die empirische Sozialforschung bei transaktionalen Modellen derzeit noch vor großen Problemen und Herausforderungen, da empirische Methoden weitesgehend lediglich für die Analyse eines interagierendes Prozessierens "Zug-um-Zug" geeignet sind.

2. Wirkungseffekte des Labeling

Der labeling approach geht davon aus, daß die eigentliche oder auch sekundäre Devianz vor allem durch die soziale Reaktion auf eine erste, primäre Deviation ausgelöst wird. Dabei umfasst der Prozeß des labeling sowohl eine sanktionelle oder "äußere" als auch die kommunikative , die "innere" Dimension, wobei letztere eher im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen soll. Da unterstellt werden muß, daß diese beiden Dimensionen in einem transaktionalen Verhältnis zueinander stehen, sind sie allerdings nicht trennscharf zu unterscheiden. Eine kurze Beschreibung des Verhältnisses ist aber in diesem Kontext nützlich: WILLIAMSEN und WEINBERG (cit.n. HAWKINS, TIEDEMAN 1975:241) unterscheiden z.B. zwischen objektiven und subjektiven Effekten des Labeling:
"...we must distinguish between objective effects and subjective effects. The former refers to objective consequences of informal or formal labeling... Subjective effects 'refer to the way in which the deviant thinks about himself and his situation, the way he now interprets the social world around him from the vantage point of his [deviant]status..." ( Hervorhebungen im Text). Wie sich weiter unter noch zeigen wird, könnten objektive und subjektive Effekte auch nach dem Einfluß von signifikanten Einschränkungen einerseits, signifikanten Akteuren bzw. Gruppen andererseits unterschieden werden.
Objektive Effekte betreffen dabei Einschränkungen, auf die der Akteur offensichtlich keinen Einfluß hat, nämlich aus der sozialen Reaktion resultierende Restriktionen und Zwänge, letztlich also die klassischen constraints:
Randbedingungen der Lebenswelt des Abweichlers werden verändert, z.B. durch Einweisung in eine Klinik. Legale Handlungsmöglichkeiten beschränkt, z.B. bei der Arbeitssuche. Partizipationsmöglichkeiten werden verbaut, z.B. bei Freiheitsentzug. Und das Rollenhandeln oder sogar der Rollenset des Abweichlers unterliegen Einschränkungen, wenn z.B. Rollen wie Familienvater oder Arbeitnehmer durch Scheidung oder Kündigung infolge Devianz wegfallen.
Da die Handlungen bzw. Zwänge der Umwelt gegenüber dem Devianten aber immer auch kommunikative Akte darstellen (die wiederum sanktionalen Charakter haben können), haben diese "äußeren" Gegebenheiten auch Bedeutung für die kommunikative Dimension. Hier unterstellt der labeling approach eine Wirkung auf die "inneren" Gegebenheiten beim Abweichler selbst. Die Wirkung wird vor allem durch die Zuschreibung eines devianten Labels an den Abweichler erzielt. Erzielen constraints und Label Wirkung, nützt der Abweichler im Gegenzug inkonforme Handlungsmöglichkeiten, internalisiert abweichende Rollen und sucht neue, z.B. subkulturelle Partizipationsmöglichkeiten.
Wirkung ist hier jedoch nicht allein das Produkt sozialer Reaktionen, sondern unterliegt auch dem Einfluß des Devianten, der zwar keinen direkten Zugriff auf soziale Reaktionen, Restriktionen und die Generierung des Labels haben mag, dafür aber das Glied in der Wirkungskette ist, dessen Identität transformieren werden könnte und daß letztlich - mehr oder weniger constraints unterworfen bzw. determiniert - für den Wirkungsprozeß wesentliche Wahrnehmungen hat und Entscheidungen trifft.
Eine Integration einer Theorie der rationalen Wahl wäre a priori zum Scheitern verurteilt, wenn der Abweichler im Wirkungsprozeß zur Passivität verurteilt wäre, vollendet von der Umwelt determiniert und seine Identität allein von "außen" verändern würde. Tatsächlich ist die Annahme realistischer, daß Abweichler auf Restriktionen und Zuschreibungen nicht nur reagieren, sondern mit den Gegebenheiten auch rational und umgehen können. Sie sind aktive Teilnehmer am Labelingprozeß. Deswegen soll zunächst die Aktivität des Abweichlers im Kontext der "äußeren" Dimension skizziert werden.

2.1. "Objektive " Effekte

Die soziale Reaktion auf eine Abweichung besteht in der Regel in negativen Sanktionen von im weiteren Sinne formaler und / oder informaler Natur, die auf den Abweichenden bezogen sind. Diese Sanktionen können Konsequenzen für den Handlungsspielraum, die Qualität und Quantität der potentiellen Handlungsalternativen des Abweichenden haben, indem seine Umwelt für ihn, sei es mittels Zwang, sei es durch Interaktionsdefizite, Tatsachen schafft, die eben diese Handlungsalternativen signifikant einschränken.
Signifikante Einschränkungen bestehen dann, wenn Routinen (Handlungsprogramme), Verhaltensintentionen und Attitüden in der neuen Situation den Randbedingugen so schlecht angepasst sind, daß ihre Beibehaltung subjektiv mehr Kosten verursacht als ein reframing (Re-Kontextualisierung) mit neuer Erarbeitung von Programmen. Das kann der Fall sein, wenn...
...sowohl Handlungsmöglichkeiten wie Ressourcen signifikant begrenzt (im Sinne von unmöglich gemacht) wurden,
...die veränderten Erwartungen der Umwelt zu veränderten Reaktionen derselben führen, was zunehmend Kosten beim Abweichler, z.B. durch Verunsicherung verursacht
...und / oder sich zunehmend kognitive Dissonanzen im Wechelspiel zwischen Rollenset und Identität ergeben.
Man kann also davon ausgehen, daß das Individuum durch die mit der sozialen Reaktion einhergehenden Einschränkungen in eine wahrgenommene Krise gerät, am wahrscheinlichsten dann, wenn diese äußeren Faktoren offensichtlich nicht zu kontrollieren sind. Hier lohnt sich ein Blick in die Organisationssoziologie, in der davon ausgegangen wird, daß Organisationen ihre Umwelt kaum verändern können. Zum Krisenmanagement gehört neben der funktionalen Anpassung des Handelns an die äußeren Erfordernisse und ggf. einer Veränderung der inneren Strukturen jedoch immer auch der Versuch, mittels symbolischer Politiken ein nützliches Bild der Organisation zu vermitteln, um damit die Umwelt zu beeinflußen. In ähnlicher Weise sind als Abweichler angeklagte Akteure dazu gezwungen, sich den neuen constraints so anzupassen, daß ihre subjektiven Kosten möglichst niedrig zu halten. Der erste Griff in das Repertoire der Strategien wird dabei in der Regel der Vermittlung eines "symbolischen" Selbst an die Umwelt gelten, um diese dazu zu bringen, den Abweichler in einer Weise zu sehen, die ihm nützlich erscheint. Wie sich weiter unten noch zeigen wird, betreiben Individuen mehr oder weniger bewußt in Interaktionen routinemäßig impression management, daß in der Krise auf einer kreativeren Ebene abläuft. Gleichzeitig werden Neutralisierungsstrategien für die "innere" Ökonomie mobilisiert (Vgl. z.B. SYKES,MATZA 1968) Erst wenn dieses Krisenmanagement nicht funktioniert oder a priori als nutzlos beurteilt wird, beginnen die Anpassungsprozesse im Handlungsbereich. Hier beginnt dann auch mit zunehmenden Umfang und Persistenz der Restriktionen die Gefahren der Identitätstransformation in Richtung deviante Identität.

2.2. role engulfment und totale Institution

Eine Systematisierung, wie Akteure mit signifikanten Einschränkungen in der sanktionalen Dimension umgehen, würde den Umfang dieser Arbeit sprengen. Da aber die Dimensionen zusammenhängen bzw. transagieren, soll zumindest ansatzweise auf diese "objektiven" Effekte Bezug genommen werden.
So wird z.B. das role engulfment nach LEMERT durch die Annahme gekennzeichnet, daß Abweichler durch Etikettierung und Stigmatisierung, aber auch durch objektive Events in ihrem Rollenhandeln beschränkt werden. Ein Akteur, als Devianter identifiziert, sieht sich veränderten Erwartungen gegenüber. Sein ursprünglicher Rollenset (MERTON) erfährt subtile bis dramatische Veränderungen, die abhängig von den nunmehr veränderten Reaktionen der signifikanten Anderen bzw. seiner Umwelt scheinen. In vielen Fällen hat man den Eindruck einer "Verschwörung" gegen den Abweichler, der offensichtlich dem zugewiesenen Label, auf dessen Basis nun seine Umwelt handelt, nichts entgegen zu setzen hat. Tatsächlich erscheinen Geschehnisse wie etwa die Einweisung in eine psychatrische Klinik oder die Abbüßung einer Gefängnisstrafe als derartig einschneidende Ereignisse (life events), daß ein spontanes, kollektives reframing der Einschätzung des Abweichlers durch seine weitere relevante Umwelt immerhin denkbar erscheint. Damit kann sich der sanktionierte und gelabelte Akteur plötzlich einer Front veränderter Einschätzungen gegenüber sehen, gegen die er gerade in der "objektiv" veränderten Situation hilflos erscheinen mag. Wie sich aber später noch zeigen wird, ist selbst in einer solchen Situation Passivität des Abweichlers die weniger wahrscheinliche, weil schlechter angepasste Reaktion.
Der Abweichler muß sich aber auch der veränderten Lebenssituation anpassen, z.B. dem Alltag in einer Institution, in die er verbracht wurde. Das Bestehen auf dem üblichen Handlungsrepertoire wird unter den neuen Zwängen der veränderten Umwelt höchst kostenaufwendig, wenn nicht physisch gar unmöglich. GOFFMAN (1972) hat z.B. die Reaktionen auf das Leben in einer totalen Institution beschrieben, die man in einem Kontinuum zwischen "Rückzug aus der Situation" und "Konversion" sehen kann, zwischen Totalverweigerung und voller Akzeptanz. Die eher mittlere Position im Kontinuum, das "ruhig Blut bewahren" durch Opportunismus, ist die Regel und gleicht der später noch zu nennenden Kategorie STEINERTS, der Akzeptanz des Labels, weil man nicht anders kann. Die Balance zwischen externalen Kosten und intrinsischen Belohnungen bzw. wahrgenommener Identitätsstabilität läßt sich offensichtlich von den meisten Insassen durch diesen Opportunismus am besten halten. Überanpassung und Konversion lassen sich ebenfalls leicht durch die Antizipation von Belohnungen durch die Kontrollagenten, mit denen man sich praktisch verbündet, erklären. Was aber motiviert einen Insassen einer totalen Institution zur Verweigerung der Rolle, ja, zur Flucht in die Regression oder Knastpsychose ? Die externalen Kosten erscheinen offensichtlich hoch, der Akteur wird eventuell weggeschlossen, sediert und erhält einen weiteren Label des Anstaltspersonals als Unruhestifter oder Problemfall. Offensichtlich gibt es aber eine Anzahl von Variablen, die durchaus ein solches Verhalten belohnen, zumeist instrinsischer Natur, sicherlich auch Variablen der Selbstachtung bzw. Selbstwertes.
Die soziale Reaktion kann des weiteren in einer Isolation und Ausgrenzung des Abweichlers resultieren, indem aufgrund der Abweichung Partizipationsmöglichkeiten, Beziehungen und emotionale Bindungen Restriktionen erfahren. An dieser Stelle sollte betont werden, daß Interaktionen per se eine Nutzenfunktion beinhalten. Selbst die trivialste Interaktion ist nützlich für Individuen: Sie gibt dem Akteur z.B. Informationen über weiter geltende Relevanzstrukturen, erfährt symbolische Zuschreibung z.B. bezüglich des Status {Mit jemand zu interagieren, der statushöher wahrgenommen wird, kann den eigenen Status beeinflußen.} oder erfüllt rein eskapistische Funktionen. Brechen diese Brücken zur prädevianten Lebenswelt weitgehend zusammen, verursacht das auch extrem hohe Kosten. Für den Abweichler, der keine konformen Möglichkeiten wahrnimmt, diese äußeren Gegebenheiten zu verändern, auszugleichen oder neue Integrationsstrukturen aufzubauen, bleibt als Alternative lediglich der Weg in die Subkultur, in weitere Abweichungen bzw. die innere Anpassung an die Situation, soweit er der Anklage und dem Label nicht ausweichen kann, indem er sich schlicht aus der Situation verabschiedet. Eine persistente Isolation scheint demgemäß zwangsläufig in weitere Devianz und in eine dementsprechende "innere" Anpassung des Abweichlers zu führen. Gerade aufgrund der Antizipation der Gefahr solcher Eskalation der Isolation dürfte die Passivität des Abweichlers eher die Ausnahme sein, wenngleich die Möglichkeiten des Rückgriffs auf Ressourcen durch sozialstrukturelle Merkmale variieren wird. Andererseits können bestimmte Formen der Anklage auch heute noch, gerade im Zeitalter der Massenmedien, eine spontane Front veränderter Einstellungen gegenüber dem Abweichler und resultierende Isolation aufbauen. Man denke z.B. an der Vorwurf des sexuellen Mißbrauchs von Kindern. In diesen Extremsituationen erscheint es bedeutungslos, ob auf die Zuschreibungen mit stiller Passivität oder hektischer Aktivität reagiert wird, da die Macht "objektiver" Effekte übermächtig wird. Die letzte mögliche Alternative scheint hier der Ausstieg aus der Situation zu sein, so er denn möglich ist. Die Konvergenz mit GOFFMANS "Rückzug aus der Situation" als Reaktion des Lebens in einer totalen Institution ist deutlich.
Abweichler verhalten sich wie alle anderen Akteure auch gegenüber ihren constraints eher aktiv denn passiv. Nach interaktionistischen Vorstellungen betreiben Akteure impression management (HEISS 1981:70), d.h. sie versuchen zu kontrollieren, was (signifikante) andere Akteure von ihnen denken. HEISS (1981:71 ff.) meint, daß dieses impression management allerdings in der Regel bereits auf einer eher unbewußten Ebene habitualisiert wird bzw. routinisiert ist. Das ist sicherlich richtig, jedoch rückt es spätestens dann auf eine bewußte, rationale Ebene, wenn Akteure wahrnehmen, daß die Routine defizitär ist oder sie in einer Art und Weise gesehen werden, die sie Kosten antizipieren läßt. Auch wahrgenommene Zuschreibungen oder Label werden demgemäß nicht passiv hingenommen, sondern von den Adressaten abgelehnt oder angenommen, durch bestimmte Strategien genutzt oder mit dem Übel gelebt.

2.3. Labelmanagement

STEINERT (1979) hat den Umgang des Etikettierten mit dem Label innerhalb eines Kontinuums zwischen
a) der sowohl individuellen, kollektiven als auch organisierten Selbstdarstellung (Selbststigmatisierung) und
g) der diesem Extrem entsprechenden Abwehr des Etiketts beschrieben.
Die Kategorien zwischen diesen Extremen sind...
b) Selbstdarstellung, d.h. z.B. provokative nicht aufgedrängte Selbststigmatisierung,
c) Akzeptanz des Labels, weil man daraus Gewinn zieht,
d) akzeptieren, weil man nicht anders kann,
e) akzeptieren mit Hilfskonstruktionen und
f) individuelle Abwehr des Etiketts.
So können die "objektiven" Effekte dazu führen, daß der Abweichler einen Label zumindest subjektiv gar nicht mehr zurückweisen kann. Es ist aber offensichtlich, daß diese erzwungene Akzeptanz in der Regel keinesfalls allein auf Determinanten in der Umwelt zurückzuführen ist, sondern unabhängige Variablen auch in der Wahrnehmung, den Ressourcen des Abweichlers und seiner Aktivität zu sehen sind. Und so beschreibt LEVITIN (1975) am Beispiel sichtbarer körperlicher Behinderungen, daß ein Leugnen der Veränderung nach dem Eintritt des Schadens den Akteur gerade in eine passive Position drängen könnte: Während seine Umwelt die Behinderung wahrnimmt, würde der Abweichler sich "nicht bewegen" und damit die Kontrolle innerhalb des Prozesses aufgegeben. Deswegen wäre Leugnen Torheit:
"What one becomes is determined not only by others but also by the self. Denial that any change has occurred is folly; the handicap is too evident for persistent claims that one has not changed to be believed by anyone" (:550 f.) Selbst in der Situation, wo ein Label infolge der constraints kaum erfolgreich zurückgewiesen werden kann, machen die Akteure das Beste daraus: :"... they initiate self-definitions ; they insist that others define them in preferred ways ; and the strategies they choose to negotiate and settle labeling issues vary with the social context in which such labeling occurs." (:549). Wonach die "visibly handicapped" bei unvermeidlicher Unterstellung einer abweichenden Rolle streben, ist die Begründung einer sozialen Identität, die günstiger ist als die einer total unterschätzten Person: Sie versuchen den positivsten möglichen Status zu erreichen, indem sie ihre Kontrollagenten dazu bringen wollen, die Devianz nur als Teil von ihnen zu sehen.
Anders verhält es sich mit den voraussichtlich zeitlich begrenzt Behinderten, die den Label mit der Hilfkonstruktion "Dieser Abweichende werde ich nicht immer sein" bewältigen. Ähnlich könnte sich auch der Insasse einer totalen Institution verhalten, der einerseits die Rolle des Insassen opportunistisch füllt, andererseits innerhalb einer institutionsspezifischen Subkultur (Vgl. STEINERT 1979:396), die letztlich nur unter Einbeziehung von Kontrollagenten funktioniert, eine "wahre" Rolle spielt. Auch die Rolle der konvertierten Insassen stellt eine solche Flucht aus der Determiniertheit dar: Man will etwas sein, weil man etwas anderes nicht sein kann. Der Nutzeffekt liegt in der Konstruktion der Wahl selbst, die Determiniert- und Machtlosigkeit gegenüber dem Label weicht einer selbstwirksamen Autonomie.
Dabei hat der Akteur jedoch zuvor bereits kalkuliert, welcher Teil der Antinomie Akzeptanz-Ablehnung subjektiv den größten Nutzen erzielt. Ein Label z.B., aus dem ein Akteur (selbst kurzfristig) Gewinn ziehen kann, wird von ihm wahrscheinlicher - zumindest situational - akzeptiert als angenommen. Die Adaption eines Labels wird von manchen Akteuren sogar initialisiert und forciert, wenn aus diesem Selbstlabeling ein subjektiver Nutzen resultiert. Man denke an Schauspieler, die das Image des bad guy gewinnbringend pflegen oder an den Jugendlichen, der Attribute wie "gefährlich" oder "Schläger" als Machtposition begreift, die er nicht nur in der peer-group, sondern selbst vor Kontrollagenten noch pflegt.
Dagegen kann ein Label aber auch in Antizipation seiner Verbreitung als negativ für die eigenen Zwecke betrachtet und sofort abgelehnt werden. Manchem Akteur scheint der Labelingmechanismus - z.B. in seiner trivialen Form als Rufschädigung - durchaus bekannt. Diese Einsicht läßt sich beobachten, wenn Akteure auch nur der leisesten Andeutung einer Anschuldigung sofort vehement entgegentreten, um einer möglichen Diffusion oder Persistenz der Zuschreibung aktiv zu begegnen.
Die kollektive Ablehnung eines Labels entsteht aus der Solidarität von Angeklagten, die die Gesellschaft dazu bringen wollen, sie in der von ihnen bevorzugten Weise, zumindest aber nicht als Abweichler zu sehen. Beipiele für kollektives Labelmanagement sind die Schwulen- und Lesbenbewegung in den USA oder die Arbeiterbewegung des letzten Jahrhunderts in Europa. Für die kollektive Selbststigmatisierung gibt es bezeichnenderweise nur wenig Beispiele. Jedoch scheint es zur Durchsetzung mancher Ziele nützlich, als Abweichler gesehen zu werden. STEINERT (1979:393) schildert den Fall der Räuber, die auf einem Maskenfest versuchen, ihrem Geschäft nachzugehen. Dabei stoßen sie auf das schier unüberwindliche Hindernis, sich den zu Beraubenden als tatsächliche Abweichler zu vermitteln. Die kollektive Stigmatisierung läßt sich am ehesten noch zu politischen Zwecken einsetzen, wenn man etwa an das bekannte STERN-Titelbild denkt, auf dem sich Frauen zu einer Abtreibung bekannten. Aber auch das ist kein "reines" Beispiel, denn die Intention lag ja gerade darin, Schwangerschaftsabbruch zu entkriminalisieren.
Deutlich geworden ist bei all diesen Fomen des Labelmanagement, daß der Label als Variable der Evaluation des subjektiven Nutzens zu wichtig ist, als das Akteure ihn vernachlässigen oder sich einem labeling gegenüber passiv verhalten, es sei denn, der Label bringt auch ohne ihr Zutun Gewinn. Ebenso deutlich ist aber auch geworden, wie wichtig Wahrnehmungen und "innere" Effekte des Labeling für den Prozeß selbst werden können.

3. "Subjektive Effekte": reflected appraisals und Akteursdispositionen

Die Annahme der Identitätstransformation ist noch immer einer der zentralen Stützpfeiler des labeling approach. Die Idee ist, daß die soziale Reaktion auf einen primären devianten Akt neue Devianz schafft, indem sie das Selbstkonzept und die soziale Identität des Abweichlers verändert. Das veränderte Selbstkonzept wird damit zu einer Ursache für sekundäre Devianz.
Das Interesse der Theoretiker hat sich in den letzten Jahren auch mehr auf die "inneren" Gegebenheiten, also auf "subjektive" Effekte des Labeling konzentriert. WILLIAMS und WEINBERG nennen die folgenden Effekte des labeling:
"actor will:
(a)        be less self-accepting ,
(b)        be more likely to see self as abnormal or deviant,
(c)        be more likely to see self as determined (mood of fatalism),
(d)        develop an "uncommon knowledge of social structures," i.e., become more aware of interpretive aspects of social interaction due to need to pass or cover,
(e)        feel more vulnerable in social interaction, due to possibility of "discovery",
(f)        assume less reciprocity in perspectives with normals, and
(g)        develop a sense of injustice because of societal reactions." (cit.n. HAWKINS, TIEDEMAN 1975:242).
In dieser Arbeit soll besonders auf den Punkt (a) eingegangen werden, nämlich die Annahme, daß Akteure durch labeling einen Verlust an Selbstwert oder Selbstachtung erleiden. Wie sich weiter unten noch zeigt, hängen die genannten Effekte jedoch alle eng zusammen.

3.1. Das reflexive Selbst und der reflected appraisal Prozeß

Nach dem symbolischen Interaktionismus betrachten Menschen sich so, wie sie von signifikanten anderen Akteuren {Nach HEISS (1981:95) sind significant others "...those who can control actor`s fate - those who can influence rewards or costs". Im weiteren Verlauf werden sie kurz als "signifikante Akteure" bezeichnet.} betrachtet werden (COOLEY 1902, MEAD 1934, SULLIVAN 1947).
Das Selbstkonzept bezieht sich demnach aus Reaktionen von anderen Akteuren gegenüber dem Individuum, die durch role taking wahrgenommen werden, wobei man die Reaktionen anderer gegenüber einem selbst interpretiert und von sich selbst denkt wie andere einen sehen. Das Selbstkonzept - in seiner Natur reflexiv - integriert die Einschätzungen anderer als Teil des Selbst.
Man kann generell drei Komponenten des reflexiven Selbst unterscheiden (ROSENBERG 1981):
1. Das personale Selbstkonzept - wie die Person sich selbst sieht
2. Das wahrgenommene Selbstkonzept - wie das Individuum glaubt, daß andere es sehen
3. Das soziale Selbstkonzept - wie andere Leute das Individuum tatsächlich sehen.
Das Selbstkonzept ist zum Teil die Konsequenz der tatsächlichen Sichtweise anderer, wie sie sich in der wahrgenommenen Sicht des Individuums niederschlagen. Die programmatischen Postulate von KINCH lauten:
"(1) The self-concepts of individuals are based on their perceptions of the way others are responding to them.
(2) Individual perceptions of the responses of others toward them reflect the actual responses of others toward them.
(3) The actual responses of others will determine the way they see themselves." (cit.n. FELSON 1985:71).
Drei Elemente machen also den Prozeß der reflected appraisals aus: Selbsteinschätzung, die tatsächlichen Einschätzungen signifikanter Akteure und die reflected appraisals, die Wahrnehmung einer Person, wie andere sie wahrnehmen. Nach dem Modell beeinflußen die tatsächlichen Einschätzungen der signifikanten Akteure die reflected appraisals des Eingeschätzten und diese beeinflußen in der Folge die Selbsteinschätzungen. So findet der von signifikanten Akteuren angeheftete abweichende Label über die Selbsteinschätzungen bzw. die Selbstachtung sozusagen seinen Weg in das Selbstkonzept des Abweichlers, daß dann wiederum ein Prädiktor für nachfolgende Devianz wird.
Die Empirie zeigt allerdings, daß der klassische reflected appraisal -Prozeß in seiner Funktion zu trivial ausfällt und damit eine übermäßig passive Vorstellung der Selbstkonzeption und der Rolle des betroffenen Akteurs verfolgt.
So verschwindet zwar modellgerecht generell der Einfluß tatsächlicher Einschätzungen auf Selbsteinschätzungen, wenn die Beziehung durch die wahrgenommenen Einschätzungen kontrolliert wird, aber auch der Einfluß tatsächlicher Einschätzungen auf die wahrgenommenen Einschätzungen stellt sich in der Empirie als bestenfalls schwach heraus (z.B. SHRAUGER, SCHOENEMANN 1979, ICHIYAMA 1993). Dagegen findet sich aber relativ konstant eine starke Beziehung zwischen wahrgenommenen Einschätzungen und Selbsteinschätzungen. Diese relativ starke Beziehung kann nach Meinung FELSONS (1989) auf mehrere Ursachen zurückgeführt werden:
        Zum ersten könnte sich diese Beziehung auf response sets (Siehe auch ESSER 1990) gründen, da beide Variablen, reflected appraisal und self appraisal von der gleichen Person erhoben werden. Die Zustimmungs- und Polarisierungstendenzen, der Wunsch nach vorteilhafter Präsentation könnte zu einer "nicht echten" Korrelation führen.
        Zum zweiten könnte sich die Korrelation auf Projektionen des Eingeschätzen beziehen, d.h. die Selbsteinschätzung hat Effekte auf die wahrgenommene Einschätzung im Sinne des false consensus effect (FELSON 1989). So könnten Individuen von der Annahme ausgehen, daß andere Akteure ähnlich von ihnen denken wie sei selbst. Damit würden die Selbsteinschätzungen eine erhebliche Bias für die reflected appraisals darstellen. Tatsächlich haben BOHRNSTEDT und FELSON (1983) gezeigt, daß dieses Phänomen erhebliche Wirkung hat und dies besonders für eher mehrdeutige Attribute wie im Fall der Studie bei der Eigenschaft "beliebt". Je höher die Selbstachtung der Untersuchungseinheiten (Schulkinder) war, desto beliebter schätzten sie sich ein.
        Zum dritten könnte die Selbstwahrnehmung von Erfolg, Effizienz oder Fähigkeiten alle am reflected appraisal-Prozeß beteiligten Variablen und ihre Beziehung untereinander beeinflußen. So hat FELSON (1980b, 1985) in mehreren Studien gezeigt, daß ein großer Teil der Korrelationen zwischen Selbsteinschätzungen und tatsächlichen Einschätzungen signifikanter Akteure durch die Selbstwahrnehmung von Leistung "unecht" waren. Performance stellte sich als die bessere Prädiktorvariable gegenüber den tatsächlichen Einschätzungen anderer Akteure heraus. Dabei beeinflußten Leistungen nicht nur die Selbstachtung des Akteurs, sondern natürlich auch die Beurteilung anderer Akteure von den Fähigkeiten des Akteurs. Auch muß man auch davon ausgehen, daß tatsächliche Einschätzungen signifikanter Akteure im Rahmen eines image management von Seiten des Eingeschätzten beeinflußt werden können und ebenfalls einen Teil der ohnehin schwachen Beziehung zwischen tatsächlichen und wahrgenommenen Einschätzungen erklären würden.
        Zum vierten geht FELSON (1980a, 1989) davon aus, daß Kommunikationshürden existieren, die die Perzeption der tatsächlichen Einschätzungen anderer Akteure erschweren. Es ist z.B. offensichtlich, daß Akteure oft ihre tatsächlichen Beurteilungen für sich behalten, besonders natürlich dann, wenn sie eher negativ sind. Wenn sie dem beurteilten Akteur wirklich ein Feedback geben, werden es dann auch eher spezifische Kommentare zu einem Verhalten sein als eine "Rundumbewertung" der Person. Somit kann man reflected appraisals sicherlich als eher ungenaue und wenig präzise Wahrnehmungen bezeichnen.
DEPAULO et al. (Nach FELSON 1989:967) haben bei dieser Wahrnehmung zwischen individueller Präzision (individual accuracy) und dyadischer Präzision (dyadic accuracy) unterschieden: Individuelle Präzision bedeutet dabei die Fähigkeit zu beurteilen, wie man generell von anderen Leuten eingeschätzt wird, während dyadische Präzision die Fähigkeit bezeichnet, wahrzunehmen, wie man unterschiedlich von speziellen Akteuren gesehen wird. Das eigentliche Konzept des reflected appraisal-Prozesses geht implizit eher von dyadischer Präzision aus, während es empirische Hinweise darauf gibt, daß Individuen präziser in der Wahrnehmung von Gruppeneinschätzungen sind als bei der Einschätzung der Bewertung von Individuen (Siehe FELSON 1989:967). Gerade bei Heranwachsenden mit instabileren und weniger balancierten Selbstkonzepten bzw. vergleichsweise labilerer Selbstachtung und weniger Sicherheit in der Wahrnehmung - bei denen labeling im übrigen als wirkungsvoller angenommen werden darf als bei Erwachsenen - dürfte jedoch individuelle Präzision vorherrschen, die man unter diesen Umständen auch als sicherlich ökonomischer im Sinne einer "Daumenregel" (Siehe ESSER 1991:66) begreifen kann.
Damit wird jedoch wiederum deutlich, wie viel weniger die reflected appraisals von den tatsächlichen Einschätzungen signifikanter Akteure abhängen als vielmehr (im Bereich "subjektiver "Effekte) vom Akteur selber.
In einer Bewertung der reflected appraisals muß man sagen, daß sie offensichtlich mehr von noch zu erläuternden Akteursdispositionen - z.B. Selbstwirksamkeit oder locus of control - als von tatsächlichen Einschätzungen signifikanter Akteure geprägt werden.
Das heißt aber nicht, daß reflected appraisals nicht von tatsächlichen Einschätzungen beeinflußt werden. Der Einblick - besonders in die Empirie der reflected appraisals - zeigt nämlich, daß der Prozeß vor allem weit davon entfernt ist, so trivial zu sein, wie er in seinen Anfängen konstruiert wurde. Die Rolle tatsächlicher Einschätzungen und ihrer Inhalte scheint zwar weit überschätzt worden zu sein, getreu dem Kanonenmodell der Wirkung. Vielleicht zeigen die Ergebnisse aber lediglich, daß die variierenden Persönlichkeitsdispositionen der Akteure bezüglich Selbstachtung zu wenig berücksichtigt wurden und somit andere Prinzipien der Ausbildung und Behauptung der Selbstachtung, die bisher wie der reflected appraisal Prozeß mehr isoliert als im Zusammenhang damit betrachtet wurden, vernachlässigt wurden.
So hat z.B. FESTINGER (1954) die Theorie des sozialen Vergleichs (social comparison) als eine entscheidende Determinante für die Selbstbewertung und -achtung formuliert. Danach schaffen sich Akteure in Ermangelung objektiver Informationen über sich selbst einen Referenzpunkt für die Selbstbewertung durch den Vergleich ihrer Meinungen und Fähigkeiten mit denen anderer Akteure. Der Einfluß einer derartigen Selbsteinschätzung auf die reflected appraisals müßte unter Berücksichtigung der tatsächlichen Einschätzungen anderer Akteure geklärt werden.
GECAS und SCHWALBE (1983) haben auf die Selbstattribution hingewiesen. Sie kritisieren die Dominanz der reflected appraisals in der Selbstkonzeptforschung, weil die Rolle der signifikanten Akteure überbetont werde und ein zu passiver und übersozialisierter Akteur präsentiert werde. Selbstachtung basiere auch auf den Handlungen und besonders ihrer Wirksamkeit. Die Wahrnehmung und Attribution der Handlungen und besonders ihrer Ergebnisse schaffen Selbsterfahrungen und modifizieren das Selbstkonzept. Isoliert betrachtet kann aber wohl keiner der o.g. Determinanten als befriedigender Prädiktor für die Variation der Selbstachtung gesehen werden. Um Wirkungsprozesse des Labeling auf das Selbstkonzept beurteilen zu können, müßten die transaktionalen Verbindungen zwischen den Modellen geklärt werden.

3.2. Selbstwirksamkeit und locus of control

Die Erfahrung der Selbstwirksamkeit ist offensichtlich einer der wichtigsten Faktoren, die Einfluß auf das Selbstkonzept eines Individuums haben bzw. in den reflected appraisal Prozeß involviert sind. Der Einblick in den reflected appraisal Prozeß zeigte, daß Leistung und die Erfahrung von Leistung Effekte auf die reflected appraisals hat. Man kann also davon ausgehen, daß die Wirkung des labeling z.B. mit der Erfahrung wirksamer Handlungen variieren wird, weil reflected appraisals und natürlich auch die tatsächlichen Einschätzungen in ihrer Bedeutung von Akteur zu Akteur variieren werden. Auch das Selbstkonzept wird, abhängig von dieser Dimension, mehr oder weniger wirkungsanfällig sein.
Selbstwirksamkeit ist ein zentraler Begriff in der Theorie von Albert BANDURAS. Die Kompatibilität seiner sozialen Lerntheorie zu Motiven der Rational Choice ist oft thematisiert worden und wird in der folgenden Einführung seiner Begrifflichkeit deutlich. Zu unterscheiden sind zwischen der Wahrnehmung von Selbstwirksamkeit, Ergebniserwartung und Wirksamkeitserwartung:
Eine Ergebniserwartung ist definiert als die Schätzung einer Person, das ein Verhalten zu bestimmten Ergebnissen führen wird.
Eine Wirksamkeitserwartung hingegen ist die Überzeugung, das man erfolgreich ein bestimmtes Verhalten ausführen kann, das erforderlich ist, um Ergebnisse zu erzielen.
Die Erwartung der Person kann sich also auf das Verhalten selbst beziehen (Wirksamkeitserwartung) oder auf das Ergebnis des Verhaltens (Ergebniserwartung).
Nun kann eine Person ihre Wirksamkeit realistisch einschätzen, überschätzen und unterschätzen, was natürlich zu unterschiedlichen Ergebnissen führt, was die Handlungsausführung betrifft. Zwischen Selbstwirksamkeit und Verhalten besteht eine wechselseitige Abhängigkeit. So ist die Selbstwirksamkeit bedeutsam für zukünftiges Verhalten. Personen werden wahrscheinlicher Situationen aufsuchen bzw. meiden, in der ihre Wirksamkeitserwartung hoch bzw. niedrig ist. Wirksamkeitserwartungen haben Einfluß auf die Ausdauer (Je höher, desto mehr) bei Bewältigung einer Situation, sie beeinflußen die Selbstregulation (Je höher, desto aktiver in Selektivität, Gestaltung und Veränderung von Situationen) und Selbstentwicklung (Je höher, desto innovativer). Im Wechselspiel zwischen Selbstwirksamkeitserwartung und Ergebniserwartung können so bestimmte Aspekte der Persönlichkeit dominieren, die auch Implikationen für die Wirkung von labeling haben:
        Sind Wirksamkeits- und Ergebniserwartung stark ausgeprägt, wird Handeln sicher und angemessen. Man würde unter diesen Umständen eine hohe Selbstachtung erwarten und damit auch einen starken Einfluß der Selbsteinschätzung auf die reflected appraisals. Eine Labelingwirkung dürfte gering ausfallen.
        Hohe Selbstwirksamkeit bei niedriger Ergebniserwartung führen entweder zu Devianz, Protest oder Milieuwechsel. Unter einer derartigen Konstellation würde man eher die Wirkung von "objektiven" Effekten des labeling vermuten. Infolge der Bedrohung der Selbstachtung durch das Ungleichgewicht könnte diese Konstellation zu dem noch zu erörternde self-enhancement führen.
        Niedrige Selbstwirksamkeit bei hoher Ergebniserwartung führen zu Selbstabwertung oder Verzweiflung. Unter dieser Konstellation ist eine geringe Selbstachtung zu erwarten, Unsicherheit, Passivität und ängstliche Anpassung sind kennzeichende Phänomene. Hier sind starke Effekte durch labeling auf das Selbstkonzept zu erwarten.
        Niedrige Selbstwirksamkeits- und Ergebniserwartung führen zu Resignation oder Apathie. Auch hier verspricht der Labelingprozeß natürlich starke Wirkung.
Ähnlich wie beim reflected appraisal-Modell ist eine solche Kategorisierung natürlich zu trivial. So führen niedrige Selbstwirksamkeits- und Ergebniserwartungen nicht zwangsläufig in die Apathie, wenn günstige Kontexte, z.B. eine starke externale Kontrollüberzeugung vorhanden sind. Und es ist schwer vorstellbar, daß bei permanenter Mißerfolgsrückmeldung durch signifikante Akteure eine hohe Selbstwirksamkeit aufrechterhalten werden kann. Andererseits sind Selbstwirksamkeitserwartungen keine flüchtigen Elemente des Selbst, sondern mehr oder weniger enttäuschungsresistente Erwartungen.
Generalisierte Wirksamkeitserwartungen haben ihren Niederschlag im Konstrukt des locus of control (ROTTER 1966) gefunden:
Die soziale Lerntheorie geht von der Annahme aus, daß der Mensch ein "klassifizierendes Lebewesen" ist, d.h. das Individuen unterschiedlichste Situationen in ein und dieselbe Klasse oder Kategorie einordnen. Diese Kategorien repräsentieren die den Situationen zugrunde liegenden, gemeinsamen Eigenschaften. Eines dieser Attribute bzw. Dimensionen von Situationen bezieht sich darauf, ob ein potentieller Verstärker durch eigenes Handeln erhalten werden kann oder ob er vom Zufall oder anderen unkontrollierbaren Faktoren abhängt. Das heißt, Situationen können in Bezug auf die wahrgenommene Ursache einer Verstärkung klassifiziert werden. ROTTER zufolge stellen die Überzeugungen einer Person hinsichtlich der Selbst- oder Fremdverantwortlichkeit eine Persönlichkeitsdimension dar. Er nimmt also an, daß sich Personen in Bezug auf die Internalität (Externalität) ihrer Kontrollüberzeugungen in einer Vielfalt von Situationen unterscheiden. Interindividuelle Unterschiede hinsichtlich der sogenannten Lokation der Kontrolle, also zwischen Internalen und Externalen sind in hunderten von Untersuchungen erforscht worden und dürften hinsichtlich der Wirkung des labeling eine wichtige Akteursdisposition darstellen.
Die Ergebnisse, sofern sie für labeling interessant sind, sollen im folgenden stark gerafft präsentiert werden. Die Polarisierung in Interne und Externe stellen natürlich Idealtypen dar. Die Ergebnisse sagen aber einiges über die Beziehung zwischen Kontrollüberzeugungen und ihren Folgen aus:
        Interne sind aktivere Akteure, unabhängiger und weisen den Einfluß anderer Akteure eher zurück. Externe geben dem Druck anderer eher nach, inbesondere wenn Prestige und Expertentum eine Rolle spielt.
        Interne neigen dazu, insbesondere Erfolg als Ergebnis ihres Verhaltens zu betrachten, während Exteren die Ergebnisse ihres Verhalten - ganz besonders bei Mißerfolgen - dem Zufall zuschreiben.
        Interne und Externe benutzen unterschiedliche Strategien der Informationaufnahme, kommen deswegen zu verschiedenen framings und unterscheiden sich auch in der Inangriffnahme intentionalen Handelns. Interne lassen sich dabei weniger durch die Einflußnahme anderer Personen oder soziale Verstärkungen beeinflußen. Sie verlassen sich mehr auf ihre eigenen Fähigkeiten und Interpretationen.
        Interne sind offensichtlich beliebter als Externe. Der Interaktionsstil zwischen den Idealtypen ist verschieden: Interne gelten als überzeugender und können andere Personen besser beeinflußen
Die beiden Konstrukte Selbstwirksamkeit und locus of control sind offensichtlich eng miteinander verbunden. Je externaler die Kontrollüberzeugungen eines Individuums ausfallen, desto geringer dürfte der Stellenwert der Selbstwirksamkeit in der Selbstbeurteilung sein und desto stärker dürften die wahrgenommenen Einschätzungen signifikanter Akteure wiegen. Je internaler die Kontrollüberzeugungen sind, desto stärker dürften sich Selbstbewertungen an der Selbstwirksamkeit festmachen. Die Erfahrung der Selbstwirksamkeit kann jedoch auch den locus of control verschieben: Permanente Mißerfolge können z.B. zu externalerer Wahrnehmung der Kontrolle führen. Im Prozeß des labeling dagegen führt ein externaler locus of control dagegen zu einer eventuell verhängnisvollen Passivität.
Auch für den reflected appraisal-Prozeß stellt die Lokation der Kontrolle also eine - überraschenderweise in der Literatur gar nicht vorzufindende - Dimension dar. Einige Implikationen sollen hier skizzenhaft vorgestellt werden: Offensichtlich ist schließlich, daß die Rolle der reflected appraisals ganz entscheidend von dem jeweiligen locus of control eines Akteurs abhängt, denn je externaler dieser gelagert ist, desto größer sind die Einflußmöglichkeiten signifikanter Akteure auf die reflected appraisals.
Ebenfalls enge Verbindungen lassen sich z.B. zwischen dem locus of control und denen von FRANKS und MAROLLA (Nach GECAS, SCHWALBE 1983:80) formulierten Differenzierung zwischen
"inner self-esteem" und "outer self-esteem" herstellen. Innere Selbstachtung werde durch Selbstwirksamkeit erworben, äußerer Selbstwert hingegen von außen vergeben. Eine entsprechende Unterscheidung nimmt HEISS (1981:138) für die Gewichtung zwischen personalen und sozialen Bewertungen vor. Wer der wahrgenommenen sozialen Definition mehr Gewicht zumißt, gilt als outer, wer die personale Definition schwerer gewichtet, wird als inner bezeichnet. Somit ist ein überwiegend externaler locus of control assoziiert mit den outers, eine internalere Version entspricht eher dem Typus des inner.
Neben dem outer-self exisitiert also in jedem Fall ein Selbst, daß sich aus den autonomen und wirksamen Handlungen eines Individuums entwickelt. Von diesem Selbst - sozusagen dem self-efficacy-Selbst - kann man annehmen, daß es ebenso in den reflected appraisal -Prozeß involviert wie das sogenannte looking-glass-Selbst (GECAS, SCHWALBE 1983). Es wird situational wie das looking-glass-Selbst auch - abhängig von einer Reihe von Faktoren, z.B. dem Stellenwert der signifikanten Akteure, früherer Selbsterfahrungen und dem Anspruchsniveau - mehr oder weniger involviert sein. Je stärker es jedoch involviert ist, desto
...weniger Effekte können von den tatsächlichen Einschätzungen signifikanter Akteure auf die Selbstachtung erwartet werden,
...desto größer dürfte die Selektivität des Akteurs z.B. bezüglich der signifikanten Akteure sein,
...und desto stärker dürfte der Zusammenhang zwischen reflected appraisals und Selbsteinschätzungen sein.
Die beiden Selbst schließen sich situational in ihrer Präsenz sozusagen gegenseitig aus, d.h. je präsenter das looking-glass-Selbst, desto weniger ist das self-efficacy-Selbst involviert und umgekehrt. Es ist aber schwer vorstellbar, daß einer der beiden Konstrukte überhaupt nicht involviert ist.
Zusammenfassend kann man sagen, daß bestimmte - zusammenhängende - Akteursdispositionen wie Selbstwirksamkeit und locus of control bzw. ähnlich gelagerte Konstrukte erheblichen Einfluß auf die Wirksamkeit von labeling haben oder in den reflected appraisal Prozeß involviert sind. Die Zusammenhänge dieser Dispositionen untereinander müßten noch genauer spezifiziert werden. Als Eindruck verbleibt jedoch, daß die Einflußnahme von Etikettierten auf deviante Zuschreibungen mit ihren Möglichkeiten, aktiv zu sein, steigt.

3.3. Die Relativität signifikanter Akteure und self-enhancement

Die Ausführungen FELSONS deuteten bereits auf die aktive Rolle des Individuums in der Selbstkonzeptbildung und im reflected appraisal Prozeß hin. ROSENBERG (1979) hat weitergehend für die selektive Aktivität des Selbst innerhalb des reflected appraisal Prozesses plädiert.
In diesem Zusammenhang wird ein wichtiger Aspekt lediglich angedeutet, nämlich die Selektion signifikanter Akteure durch das Individuum selbst. Analog FELSON kann man ja mit Recht vermuten, daß die Selbsteinschätzungen in der Regel einen stärkeren Einfluß auf die wahrgenommenen Einschätzungen haben als umgekehrt.
Ein Grund könnte gerade darin liegen, daß Akteure sich ihre signifikanten Akteure (im Bereich "subjektiver" Effekte) aussuchen. So wird eine Einschätzung physischer Attraktivität von Teenagern durch Eltern kaum die Relevanz haben wie die Einschätzung zum gleichen Kriterium von peers. Für den Prozeß des labeling heißt das jedoch, das signifikante Akteure sozusagen vom Akteur instrumentalisiert werden. Somit müßte die Rolle signifikanter Akteure relativiert werden
Eine strategische Selektion signifikanter Akteure durch den Eingeschätzten wird mit antizipierten, positiven Einschätzungen zusammenhängen, soll heißen, in diesem Fall dient die Selektion der signifikanten Akteure und die wahrgenommenen Einschätzungen der Behauptung, Stützung oder gar Erhöhung eines Teils des Selbstkonzepts oder der Selbstachtung. Ist also dem Individuum an einer bestätigenden oder besseren Einschätzung gelegen, wird es - nach Möglichkeit und sozusagen als Gegenstück zur Strategie des impression management - eher signifikante Akteure erwählen, bei denen eine positive Einschätzung wahrscheinlich ist. Dabei werden im Sinne der individuellen Präzision sicherlich Gruppen vorgezogen, zumal Gruppen a priori belohnungspotenter sind.
Geht es dem Individuum jedoch um eine tatsächliche, über institutionalisierte Standards hinausgehende Einschätzung im Sinne dyadischer Präzision, wird es eher zu signifikanten "Experten" neigen und z.B. einem Lehrer mehr als einem Freund betreffend Schulleistungen vertrauen.
Betrachtet man den reflected appraisal Prozeß von dieser Seite, wäre es lohnend, auch Effekte von den Selbsteinschätzungen auf die tatsächlichen Einschätzungen signifikanter Akteure zu messen.
Einerseits kann also die Auswahl signifikanter Akteure dazu dienen, Teile des Selbstkonzeptes zu behaupten, zu stützen und zu fördern. Andererseits können wiederum auch Handlungen als Mittel zum Zweck des self- enhancement emittiert werden (KAPLAN 1980). So könnten Akteure mit schwacher Selbstachtung durch ihre Handlungen versuchen, die Selbstachtung zu stärken. Folgt man diesem Modell, stellt Delinquenz eine subjektiv angepasste oder gar verteidigende Reaktion auf die Gefahr einer Selbstentwertung bzw. der Entwertung des Selbst dar. Diese Entwertung ist jedoch offensichtlich häufig eine weniger von signifikanten Akteuren bzw. durch "subjektive" Effekte drohende Gefahr: Die Ursachen schwacher Selbstachtung können ja auch mehr in anderen, z.B. sozialstrukturellen Backgroundvariablen, relativer Deprivation im Sinne von social comparison, Selbstattribution oder mangelnder Selbstwirksamkeitswahrnehmung gesucht werden. Es kann also eine Handlung im Sinne rationaler Wahl sein, über die Steigerung der Selbstwirksamkeitswahrnehmung durch Devianz den Selbstwert zu erhöhen. Das wiederum kann im Sinne von Selbstlabeling die Forcierung eines Labelingprozesses bewirken.
Trifft aber self-enhancement empirisch tatsächlich für Devianz zu, dienen also deviante Akte der Behauptung und Vergrößerung der Selbstachtung oder führt beispielsweise eine niedrigere Selbstachtung zur Devianz ?
Die Empirie zeigt, daß die Variable des self-enhancement als Prädiktor für Devianz stark involviert ist, sie zeigt aber auch, daß der self-enhancement -Prozeß ebenfalls nicht trivial ist, sondern immer im Kontext anderer Variablen zu sehen ist (WELLS, RANKIN 1983). Niedrigere Selbstachtung führt nicht zwangsläufig zu einer "erhöhenden" abweichenden Handlung, besonders dann nicht, wenn das Individuum eine dementsprechend potentiell wirksame Handlung selbst als abweichend bewertet . Dabei spielt auch die Frage eine Rolle, inwieweit Segmente des Selbstkonzeptes in mögliche Devianz miteingehen, welche persönliche Relevanz einer abweichende Rolle zugewiesen wird und wie zentral diese Rolle im Leben des Abweichlers ist bzw. wie zentral sie antizipiert wird (CHASSIN, STAGER 1984).
Deviantes self-enhancement - auch das zeigt die Empirie - kann aber ohne Zweifel als eine Anpassungsstrategie im Umgang mit niedriger Selbstachtung betrachtet werden und stellt damit eine mögliche Strategie im Umgang mit labeling-Effekten dar.

3.4. Wahrnehmung von Ungleichheit und Ungerechtigkeit.

Die soziale Reaktion auf Devianz kann zu einer unerwarteten Einschränkung des Zugriffs des Abweichlers auf Ressourcen führen oder auch nur zu einem vom Akteur subjektiv empfundenen Grad von Deprivation. Die Erwartungen des Abweichlers orientieren sich dabei an einem internen Standard, der sich aus seinen früheren Erfahrungen, aus Vergleichen mit anderen Personen, z.B. der Bezugsgruppe oder einfach an einer Hypothese, was für ihn angemessen sei, herleitet. Die Enttäuschung dieser Erwartungen können zur Bildung von Attitüden und Handlungsintentionen führen, die Erfüllung dieser Erwartungen gerechtfertigt auch mit nicht konformen Mitteln herbeizuführen.
Die Wahrnehmung von Ungleichheit und Ungerechtigkeit in der Einschätzung und Behandlung durch andere könnte aber ebenfalls das Selbstkonzept verändern. Eine der zentralen Annahmen der Gerechtigkeitstheorie ist, daß Individuen, die in ungerechte Beziehungen involviert sind, darunter leiden, und je ungerechter die Beziehung wahrgenommen wird, desto schlechter werden sich die Individuen fühlen (WALSTER 1978:17).
Wahrgenommene Ungerechtigkeit - für labeling insbesondere interessant in der Beziehung zwischen Elternteilen als wertgebende Instanz und Kindern - führt damit zu Kosten in der Form von Streß, der chronische Ausprägungen (chronic strains - Verbindungen zur Streßtheorie sind interessant. Siehe auch KIECOLT 1994) annehmen kann. In besonderen Konstellationen kann der ansonsten in dieser Arbeit als aktiver Teilnehmer im Labelingprozeß sozusagen zu einer gewissen Passivität verdammt werden. Eltern z.B. stehen in der Regel in der Selektion signifikanter Akteure kaum zur Disposition, sie sind es quasi von Geburt an. Die Kosten dieser Beziehung werden zwar wahrgenommen, können jedoch aus vielen Gründen, z.B. wegen des Status der Eltern in der Regel so einfach nicht reduziert werden. Kinder können auf dieses Dilemma sowohl mit Krankheit als auch mit Verhaltensauffälligkeiten wie Aggression oder anderen Formen der Devianz reagieren.
Die Ungerechtigkeit, die in einer Beziehung auftaucht, ist aber mehr als ein Fall von Ressourcenverteilung, die Streß verursacht. Das ganze ist auch eine Kommunikation unter Tauschpartnern, durch die die Beziehungen, die die Individuen untereinander haben, ausgedrückt werden.
Wenn man ein Opfer bzw. Benachteiligter einer Beziehung ist, heißt das auch zu hinterfragen, welchen Wert eigentlich das hat, was man in eine Beziehung einbringt. Der Effekt kann eine negative / positive Bewertung der eigenen Fähigkeiten, Investitionen und des eigenen Selbst sein. Somit stellt wahrgenommene Ungerechtigkeit eine Akteursdisposition dar, die erhebliche Effekte für Selbstachtung und labeling haben.
Daraus ergeben sich die Hypothesen:
Je größer die subjektive Wahrnehmung von Gerechtigkeit in der Beziehung zum signifikanten Akteur, desto besser das Selbstkonzept. Je stärker die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit, desto kritischer wird es mit dem Selbstkonzept.
Je mehr Ungerechtigkeit wahrgenommen wird, desto mehr entstehen Zweifel an der Selbstwirksamkeit, an den Fähigkeiten und der Beziehung und desto externaler ist der locus of control. Ein externaler locus of control garantiert aber - wie oben angenommen wurde - ein höheres Maß an Wirkung im Labelingprozeß.
 

Der getauschte Tod
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England 1789 : Ein Freibeuter und ein Betrüger tauschen die Identität. Einer der Männer verbirgt einen Schatz, der andere ein dunkles Geheimnis. Während für den einen am Ende der Galgen steht, findet sich der andere bei seiner Deportation nach Australien inmitten der Schiffskatastrophe der GUARDIAN wieder, kämpft mit Kapitän James Riou ums Überleben, muß einen Schatz verteidigen und seinen Ausbruch planen.

 Der getauschte Tod von Thomas Siebe

4. Zusammenfassung

Innerhalb des Labelingprozesses ist der Gelabelte einerseits constraints ausgesetzt, andererseits aber hat er in der Regel größere Einflußmöglichkeiten als es in der einschlägigen Literatur bisher thematisiert wurde. Der Wirkungsprozeß labeling ist deswegen plausibler als transaktionaler Prozeß zu verstehen, in den der Abweichler aktiv involviert ist. Die Passivität des Devianten ist innerhalb dieses Mechanismus die Ausnahme, da sie häufig mit großen Kosten verbunden ist.
Selbst gegenüber für ihn unkontrollierbaren "objektiven" Effekten des labeling kann sich der Akteur der Situation durch verschiedene Strategien anpassen, "das beste daraus machen". In der Regel aber ist der von außen zugeschriebene Label bzw. seine Wahrnehmung auch ein Objekt strategischer Operationen des Abweichlers, der durch impression management als präventives Element, Labelmanagement als taktisches Element dem Label durch verschiedene Strategien entgegentritt, sich des Labels bedient oder ihn sogar selbst initiiert.
"Objektive" Effekte sind in der sozialen Realität nur schwer von "subjektiven" Effekten zu trennen, da Erstere Letztere nach sich ziehen können. Bei den "subjektiven" Effekten hat bislang in der Literatur der reflected appraisal-Prozeß dominiert, der in seiner ursprünglichen Form ein eher passives Bild des Akteurs zeichnete. Die Empirie zeigt jedoch, daß der Prozeß von übersozialisierten Individuen ausgeht und tatsächlichen Beurteilungen signifikanter Akteure zu große Bedeutung zumißt. Da die Selbsteinschätzungen eine dominierende Rolle innehaben, muß sich der Wirkungsprozeß des labeling mehr an vorhandenen Akteursdispositionen und -strategien orientieren
So ist Selbstwirksamkeit im Zusammenhang mit dem locus of control ein zentrales Konstrukt sowohl für den reflected appraisal -Prozeß als auch für die Ausbildung und Behauptung des Selbstkonzeptes. Je höher die Selbstwirksamkeit, desto geringer dürften die Wirkungen eines labeling sein. Dennoch kann auch das Konstrukt Selbstwirksamkeit nicht für sich betrachtet werden, sondern muß in Verbindung mit den anderen Elementen des Selbst und der Wahrnehmung der Umwelt gesehen werden. Selbstlabeling z.B. ist auf entsprechende Resonanz der Umwelt angewiesen: Die Selektion von signifikanten Akteuren kann den Zweck des self-enhancement verfolgen, wie auch abweichende Handlungen zur Korrektur (drohender) Selbstentwertung ausgeführt werden können.
Eine bislang vernachlässigte Quelle der Selbstentwertung kann ein der relativen Deprivation ähnliches Phänomen, nämlich die Ungerechtigkeit in Beziehungen sein. Die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit kann negative Einflüße auf die Selbstwirksamkeit haben und damit den locus of control externalisieren. Der reflected appraisal-Prozeß zeigt aber gerade in seiner trivialen Form desto mehr Wirkung, desto niedriger Selbstwirksamkeit und desto externaler der locus of control ist.
Die Annahme, daß Akteure sich selbst organisierende Individuen oder "sich selbst programmierende Computer" sind, führt mich zu dem Schluß, daß die angemessene Berücksichtigung der Aktivität des Akteurs im Labelingprozeß zum einen eine andere, transaktionalere Sichtweise der Konstellation des Selbstkonzeptes erfordert, die jedoch noch näher spezifiziert werden müßte. Zum anderen sollte der gesamte Labelingprozeß in Begriffen der Theorie der rationalen Wahl systematisiert werden, um im Sinne der Transaktionalität konsistente Verbindungen zwischen den Sequenzen herzustellen .

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