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Persönlichkeitstheorien
von Lawrence A. Pervin

UTB Stuttgart 2000


WATSONs klassische Konditionierung

(Script 1994)

John B. WATSON´s radikaler Behaviorismus - im Gegensatz zu kognitiv liberalisierten Ansätzen - gehört deutlich in die Reihe der mechanistischen Modelle vom Menschen. Dabei sind es äußere Determinanten (1) , die als Reize auf den Organismus wirken und dort Reaktionen (Verhalten) auslösen (Stimulus-Response).

In WATSONs behavioristischem Ansatz eines Persönlichkeitskonzepts spielen zwei Grundgedanken eine wesentliche Rolle:

1 - Unkonditionierte (neutrale) Reize werden durch konditionierte Reize im Sinne der klassischen Konditionierung (PAWLOW) ersetzt.

2 - Die Bildung von Gewohnheiten durch die Integration unterschiedlicher unkonditionierter Teilreaktionen zu komplexeren Reaktionseinheiten.

1. Substitution von Reizen

WATSON führte ein für heutige Ethikvorstellungen unglaubliches Experiment durch, bei dem ein 11 Monate alter Junge mit Namen Albert eine weiße Ratte präsentiert wurde.
Näherte sich Albert der Ratte und berührte sie, wurde ein lautes Geräusch ausgelöst, auf das Albert mit Furcht reagierte.
Dieses laute Geräusch war ein unkonditionierter Reiz, der zu einer unkonditionierten Furchtreaktion führte.
Durch die Wiederholung der gemeinsamen Präsentation der Reize Ratte und Geräusch wurde die Ratte zum konditionierten Reiz, d.h. allein der Anblick der Ratte führte zu einer Furchtreaktion bei Albert.
Aber Albert zeigte auch Furcht vor Objekten, die Ähnlichkeit mit der Ratte hatten wie z.B. einem Pelzmantel (Fell). Albert hatte seine Furcht auf Objekte mit gleichen Attributen wie die der Ratte übertragen.
Es hatte eine Reizgeneralisierung stattgefunden.

In einem weiteren Experiment wies eine Studentin WATSONs nach, daß die Kopplung zwischen konditioniertem Reiz und unkonditionierter Furchtreaktion wieder aufgehoben werden konnte. Es kann eine Löschung oder Extinktion des Reizes stattfinden.
Es kann auch der Ausdruck aversive Gegenkonditionierung gebraucht werden, eine andere Technik auf kognitiver Ebene wäre die verdeckte Sensibilisierung, wobei die unerwünschte konditionierte Reaktion durch eine unkonditionierte ausgetauscht wird.

2. Bildung von Gewohnheiten

Das Erlernen von neuen Reaktionen sieht WATSON als das Zusammenfügen bereits vorhandener einfacherer Reaktionen.
Das Erlernen jeder neuen Reiz-Reaktions-Beziehung ist somit immer auch ein potentieller Anteil für einen wieder neuen Lernprozeß.
Das ist der Prozeß der Gewohnheitsbildung. Eine Gewohnheit wiederum, die aus vielen Reiz-Reaktions-Mustern zusammengesetzt ist, kann Teil eines Gewohnheitssystems werden.

Für WATSON ist das menschliche Verhalten im wesentlichen umweltbedingt, die Gewohnheitsbildung durch externe Determinanten bedingt.

WATSON definiert Persönlichkeit als die Summe der Aktivitäten, die durch ständige Beobachtung des Verhaltens während einer hinreichend langen Zeit entdeckt werden. Oder anders: Persönlichkeit ist das Endprodukt unseres Gewohnheitssystems.

WATSON hat aber sein Modell weniger zu einer Persönlichkeitstheorie erarbeitet, er hat in seinen Vorstellungen eher tierexperimentelle Erkenntnisse (PAWLOW) auf den Menschen übertragen und sozusagen die Programmatik des Behaviorismus entworfen. Die präzisere Herausarbeitung der lernpsycholgischen Mechanismen für die Gewohnheitsbildung hat SKINNER geleistet.

(1) Es hat sich jedoch gezeigt, daß die klassische Konditionierung durchaus auch durch kognitive Vorstellungen von Reizen, also Gedanken und Vorstellungen vermittelt werden kann (Vorstellung furchtauslösender Situationen) Der Reiz muß also nicht extern sein.


Copyright © Thomas Siebe 2006
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Thomas Siebe

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