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Die Konstitutionstypologie Ernst KRETSCHMERs ist dem mechanistischen Modell vom Menschen zuzurechnen, das davon ausgeht, daß menschliches Verhalten als Reaktion auf äußere Umweltgegebenheiten, als Konsequenz personeninterner Verhaltensdispositionen oder als Resultat des Zusammenwirkens von äußeren und inneren Verhaltensdeterminanten zu sehen ist. Für KRETSCHMERs Modell dürfte zweiteres zutreffen.
KRETSCHMER fielen Korrelationen zwischen bestimmten psychischen Störungen - manisch-depressive und schizophrene - und bestimmten Konstitutionstypen auf - pyknischen und leptosomen Formen. Später fügte er noch Epilepsie im Zusammenhang mit dem athletischen Typus und den dysplastischen Wuchsformen hinzu. Hier die drei (vier) Typen:
Der pyknische Typ ist gekennzeichnet durch starke Umfangneigung der Eingeweidehöhlen und die Neigung zum Fettansatz am Stamm bei eher graziler Ausstattung der motorischen Apparates.KRETSCHMER hat die Differenzierung seiner somatischen Typen durch Indizes der Körperbaudiagnostik und diverser Körpermaßkoeffizienten standardisiert.Der leptosome Typ ist gekennzeichnet durch geringes Breitenwachstum mit einhergehendem Höhenwachstum. Haut, Muskeln Geweben und Knochen sind eher spärlich entwickelt.
Der athletische Typ ist gekennzeichnet durch eine starke Entwicklung des Skeletts, der Haut und der Muskeln.
Daneben berücksichtigt KRETSCHMER noch eine Randkategorie der dysplastischen Wuchsformen, die deutlich den Normen der o.a. Typen bzw. ihren Mischformen nicht entsprechen, wie z.B. Wuchsstörungen, Unterausbildungen von Gesicht, Extremen, abnorme Behaarungen, abnormer Fettansatz etc.
Diese von KRETSCHMER konstruierten Somatotypen zeigen nun eine starke bis deutliche Korrelation zu den verschiedenen psychotischen Erkrankungen:
Manie und Depression : Störungen im affektiven Bereich (himmelhochjauchzend - zu Tode betrübt) . Das Manische und das Depressive können sich abwechseln oder in ihrer Ausprägung betont sein. Diese Dimension wird dem pyknischen Typus zugeordnet.KRETSCHMER hat dann später diese Beobachtungen auch für normale Formen des Verhaltens vorgenommen. Er sieht eine Korrespondenz von Körperform und Charakter , wobei er unter Charakter die Gesamtheit der affektiv-willensmäßigen Reaktionsmöglichkeiten eines Menschen, wie sie im Laufe der Entwicklung aus Erbanlage und sämtlichen exogenen Faktoren entstanden sind, versteht.Schizophrenie : Dies stellt eine Gruppe von Krankheitsbildern dar, die offensichtlich ihre Gemeinsamkeiten im Auftreten von Sinnestäuschungen und Einbildungen (Paranoia, Hebephrenie, Katatonie, Spaltungsirresein, Stupor). Diese Dimension wird dem leptosomen Typus zugeordnet.
Epilepsie : Dabei handelt es sich um eine Gruppe hirnorganischer Anfallsleiden. KRETSCHMER hat die Epilepsie nicht nachdrücklich einem bestimmten Typus zugeordnet, sie sind empirisch aber in seinen Untersuchungen stärker beim athletischen Typus und insbesondere bei dysplastischen Wuchsformen (r=0,53) vertreten.
Wolfgang KRETSCHMER hat dann die den einzelnen Körperbautypen zugeordneten Temperamentsformen systematisiert:
Bei pyknischen Typus und manisch-depressiver Ausprägung schwankt das Temperament zwischen den Polen hypomanisch und subdepressiv in einer diathetischen Proportion, in den extremen Varianten zykloides Temperament, den weniger extremen zyklothymes Temperament
Beim leptosomen Typus heißt die Proportion psycho-ästhetisch, die extreme Spielart schizoid (Reizbarkeit-Stumpfheit), im mittleren Bereich schizothym.
Beim athletischen Typ spricht man von entonischer Proportion (Fluidität der motorisch-affektiven Abläufe), in extremer Form epileptoid, in gemäßigter barykinetisch.
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